CDN - Colour Dilution Neuropathie

Bei Tschutschu im Wurf ist eine silberne Hündin geboren. Die Farbe entsteht durch einen Gendefekt und wird dilute=Verdünnung genannt.
Bei den Teckeln vom DTK ist die Farbe dilute kein Rassestandart, da diese Farbmutation zu starken Hautveränderungen und Fellverlust führen kann.
Nicht alle silbernen Dackel sind von der CDA (Color Dilution Alopezie) betroffen, aber alle CDA erkrankten Hunde sind dilute! Das ist nicht nur bei Dackeln so, sondern auch bei vielen anderen Rassen, die mittlerweile ohne Rücksicht auf die Risiken in diversen Dilute-Farben gezüchtet werden (z. B. Labrador Retriever, Franz. Bulldoggen...). Allein der Weimaraner kommt mit der Genmutation, die zu seiner silbergrauen Farbe führt, problemlos zurecht. Warum das so ist, ist noch Teil der Forschung.

Im DTK müssen die Zuchtpartner, oder mindestens ihre Eltern frei vom Dilute-Gen sein (N/N), bzw. darf nur einer Träger sein (D/N), damit diese Farbe nicht zur Ausprägung kommt. Dies war in Tschutschus Fall auch so. Trotzdem kam die silberne Hündin zur Welt. Aber wie konnte das sein?

Nachdem sich die Züchterin (von der ich auch gerne eine braune Hündin wollte) sich an mich gewandt hatte und wir nochmal alle Dilute-Gentestergebnisse durchgegangen sind, habe ich mich auf Internetrecherche begeben. In einem Artikel über die Problematik mit der Dilute-Genmutation auf der Seite von Martin Rütter bin ich auf Prof. Dr. Tosso Leeb von der Universität Bern in der Schweiz aufmerksam geworden. Ich habe direkt Kontakt zu ihm aufgenommen und ihm den Fall geschildert.
Leider hatte er keinen guten Verdacht. Er vermutete, dass die kleine Hündin neurologische Auffälligkeiten zeigen würde und nicht lebensfähig sein wird.
Diese Vermutung hat sich leider bestätigt.

Auch die zuständige Zuchtwartin vom DTK wurde informiert, konnte sich das Auftreten der Dilute-Färbung nicht erklären.

Nachdem ich mich entschieden hatte eine schwarz-rote Hündin aus diesem Wurf aufzunehmen (es war eine Hündin frei geworden), haben wir den Wurf mit 4 Wochen besucht.

Während alle anderen Geschwister, putzmunter und ihrem Alter entsprechend herumtapsten, lag die kleine Dilute-Hündin auf der Seite und ruderte mit den Beinen. Auch ihren Kopf konnte sie nicht allein zum Fressen halten. Körperlich war die Hündin genau so entwickelt wie ihre Geschwister. Allerdings war ihre Mobilitätseinschränkung nicht zu ertragen und auch ihre Geschwister machten keinen Halt, und so wurden Erkundungen der Geschwister schnell gefährlich für die kleine Hündin.

Die Züchter hatten uns schon im Vorfeld darüber informiert und auch mit Prof. Dr. Leeb hatte ich die Situation besprochen.
Es sprach alles für eine Euthanasie.

Herr Prof. Dr. Leeb hatte im Vorfeld angeboten den Fall weiter zu untersuchen. Dafür haben wir die kleine Dilute-Hündin nach der Euthanasie in die Pathologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover zu Prof. Dr. Baumgärtner bringen lassen (danke an Kathrins Mutter für den Kurierdienst). Zudem habe ich Blut vom gesamten Wurf und den Elterntieren zu Prof. Dr. Leeb in die Schweiz geschickt.

Nach langem Warten (8 Monate) für uns und viel Forschung für das Team von Prof. Dr. Leeb kam dann tatsächlich ein Ergebnis: es wurde ein neuer Gendefekt detektiert. Die Color Dilution Neuropathie (CDN). Dieser Gendefekt, der bei der kleinen Hündin homozygot vorlag (von jedem Elternteil kam ein Teil) sorgte für die neurologischen Ausfälle und für die Silberfärbung. Diese Dilute-Färbung ist eine andere Genmutation, als die bekannte D1-Dilution, die zu den lebensfähigen silberfarbenen Dackeln, Labradoren und Franz. Bulldoggen führt.
Zudem gibt es bei einigen Rassen noch weitere detektierte Dilution-Mutationen.

Beide Elterntiere waren Träger (CDN/N) und so besteht nach der Mendelschen Regel die Wahrscheinlichkeit, dass die Welpen frei (N/N), als Träger (CDN/N), oder als Betroffene (CDN/CDN) auf die Welt kommen.

Tschutschu ist Trägerin (CDN/N), sie würde also mit einem weiteren Träger wieder potentiell letale Welpen produzieren, hat aber selber keinerlei Einschränkungen (nach aktuellem Stand der Wissenschaft).

 Nachdem die wissenschaftliche Veröffentlichung raus war, hat z.B. das Labor Laboklin, mit dem wir u.a. in der Praxis zusammenarbeiten, Ende 2021 einen kommerziellen Gentest für die CDN ins Angebot aufgenommen. Darüber freue ich mich sehr.

Dieser Test ist für jeden Dackelbesitzer von zu Hause machbar. Über www.labogen.com kann man sich das Testkit für den Backensbstrich nach Hause schicken lassen und fordert dann den Test "Farbverdünnung und neurologische Defekte (CDN) an. Alternativ kann man den Backensbstriche beim Tierarzt machen lassen, oder lässt Blut (min. 0,5 ml EDTA-Blut) abnehmen und es zu Laboklin einschicken.

Ich habe auch direkt Blut bei Lupi und Primel abgenommen und zur Untersuchubg auf CDN zu Laboklin geschickt:

Primel frei (N/N)
Lupi Träger (N/CDN)
Tschutschu Träger (N/CDN)

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In der letzten Klubzeitung (es ist jetzt Januar 2022) vom DTK ist eine Veröffentlichung zur CDN erschienen, mit dem Beschluss, dass alle Kleinkurzhaarteckel (also Kaninchen- und Zwergkurzhaarteckel) ab Februar 2022 auf die CDN getestet werden müssen, für die Zucht.

Das ist erstmal ein sehr guter Beschluss, allerdings gibt es im DTK die Möglichkeit Dackel, die vom Brustumfang abweichend ihrer geborenen Größe sind, umschreiben zu lassen. Somit ist die Population der Kleinteckel zwar innerhalb der Haarart geschlossen, nicht aber innerhalb der Größe. Ein großgewachsener Zwergdackel kann nach Einmessung und einem Brustumfang über 35cm in die Standartgröße umgeschrieben werden. 
Somit kann es in den letzten Jahren bereits dazu gekommen sein, dass Zwergkurzhaardackel in die Standartdackelpopulation übergegangen sind. 
Standartdackel müssen zukünftig allerdings nicht getestet werden. Somit weiß niemand, ob die CDN bereits im Genpool der Standartkurzhaardackel angekommen ist.
Ich habe mich mit Genetikwissenschaftlern über diesen Gedankengang ausgetauscht, und wurde bestätigt, dass diese Bedenken nicht unbegründet sind. 

Daraufhin habe ich den DTK kontaktiert. Erst mit der Frage, wie viele Umschreibungen von Zwergkurzhaar- zu Standartkurzhaardackeln in den letzten 10 Jahren vorgenommen wurden, und dann auch die Erläuterung meiner Gedanken. 
Leider bin ich beim DTK nicht auf kondtruktiven Austausch gestoßen, stattdessen wurde mir von oberer Stelle mitgeteilt, dass der DTK das schon alles alleine im Griff hätte, und man micht nicht bräuchte und ich mich auch nicht als Sprachrohr von Wissenschaftlern aufspielen müsste. 
Schade! Wirklich schade so eine Ansicht, schade für die Dackel! 

Ich hatte gedacht, dass in einem Verein der von seinen Mitgliedern lebt, ein Mitglied auch die Möglichkeit hätte Bednken zu äußern und in diesen auch ernst genommen würde. Die ist in meinem Fall leider nicht so. Stattdessen werden meine Mail ignoriert, es wird nicht mehr geantwortet, mir wird angedroht, dass man nicht mehr auf meine Mails antworten würde, wenn ich keine Namen liefern würde. Alos lieferte ich Namen...